Paradigmenwechsel
Seit dem letzten Beitrag in diesem Format sind nun nahezu 4 Jahr vergangen, in denen sich einige größere und kleinere Veränderungen entwickelt haben. Dabei kann man tatsächlich fast von eingeschlichen sprechen, denn geplant waren diese in diesem Umfang nicht. Das bedeutet in erste Linie nicht, dass diese als gut oder schlecht einzuordnen sind aber ich persönlich fand es interessant, sich dieser Veränderungen bewusst zu werden und diese einzuordnen.
Der erste und vermutlich bedeutsamste Punkt ist eine Veränderung der beruflichen Schwerpunkte. Es ist weiterhin der gleiche Arbeitgeber und das gleiche Arbeitsumfeld jedoch hat sich die Rolle im Team geändert, weg von einem technischen Schwerpunkt hin zur Projektorganisation. Ein Trend, den ich früher nie besonders begrüßt habe. Ergeben hat sich diese Anpassung in erster Linie nicht auf Wunsch sondern eher aus dem Bedarf heraus, dass jedes unserer Projekte durch einen internen Verantwortlichen vertreten sein soll und mittlerweile durch das Wachstum des Teams ausreichend Mitarbeiter vorhanden sind, um dieses Konzept umsetzen zu können. Aber was bedeutet das im einzelnen?
- Delegieren anstatt selbst Hand anlegen, denn bei der Menge an Terminen bleibt oftmals keine Zeit, um Themen selbst umsetzen zu können.
- Vertrauen in die Fähigkeiten des Teams, denn niemand kann alles und nur als Entwicklungsteam wird es funktionieren, ein Produkt entstehen zu lassen.
- Loslassen des Gedankens, die Technik des Produkts vollumfänglich zu beherrschen, denn in dieser Rolle liegt der Schwerpunkt nicht allein auf der Technik.
Die Notwendigkeit dieser Veränderungen kann ich nachvollziehen, in einem großen, Betrieblichen Umfeld muss man sich nach Möglichkeit flexibel auf die aktuellen Bedürfnisse der wirtschaftlichen Situation anpassen, jedoch habe ich bis heute noch nicht zu 100% das Gefühl, in dieser Rolle angekommen zu sein.
“Projektmanagement” ist ein schwer zu fassender Begriff, denn die Aufgaben sind, je nach Größe des Umfelds sehr unterschiedlich. Natürlich gibt es definiertes Vorgehen und sogar eine DIN allerdings ist es in der Praxis etwas anders als in Schulungen. In kleineren Projekten wirkt es so, dass das Projektmanagement im Zweifel “Mädchen für Alles” sein darf und dort unterstützt, wo Not am Mann ist. In großeren Projekten ist man so weit vom operativen Geschehen entfernt, dass es schwer fällt auf technischer Ebene mit dem Team diskutieren zu können.
Eine ganze Weile habe ich versucht, in allen Bereichen des Projekts irgendwie Schritt zu halten, um sowohl mit dem Entwicklungsteam also auch mit den Stakeholdern auf Augenhöhe diskutieren zu können. Allerdings musste ich feststellen, dass nichts davon für mich richtig zufriedenstellend gelingt. Die während der Arbeitszeit zur Verfügung stehende Zeit reicht ink. Überstunden einfach nicht dafür aus.
Auf der einen Seite ist es also unmöglich mit jeder, im Projekt vertretenen Disziplin mithalten zu können, auf der anderen bleibt die Frage, was tut man denn dann stattdessen, ich bin ja schließlich eigentlich software developer…
Vollumfänglich beantworten konnte ich mir die Frage bis heute noch nicht aber mit steigender Erfahrung in dieser Rolle kehrt auch etwas mehr Gelassenheit ein.