Die ersten 10 Jahre IT Erfahrung

Wie fängt man am besten mit einem Blog an? Einfach ins Thema einsteigen und sehen, was passiert? Eine Einführung in das übergeordnete Thema? Gar nicht so einfach. Ich denke, ich werde mit einem kurzen Rückblick beginnen. Keine Angst, es wird keine epische Geschichte über die vergangenen IT Entwicklungen der letzten 10 Jahre. Meine Absicht ist vielmehr, mir kurz die Zeit zu nehmen und zu schauen, wie ich selbst die letzten 10 Berufsjahre in der IT verbracht habe. Dabei kann ich nicht mit 100 internationalen Stationen im Lebenslauf aufwarten, sondern eher mit dem regionalen Bezug und der Branche: Automotive IT, in der ich mich bisher weitestgehend ausschließlich bewegt habe.
Was kann man rückblickend definitiv sagen? Es ist ein kontinuierlicher Lernprozess, der sich mit zunehmender Berufserfahrung vielleicht etwas verlangsamt, aber nie ganz aufhören darf. Stillstand ist in dieser Hinsicht, gerade in unserer Branche, Gift für die persönliche Weiterentwicklung.
Im Bereich: Automotive IT geht es hauptsächlich um Systeme, die die Produktion von Fahrzeugen betreffen, diese unterstützen oder sogar direkten Einfluss auf das Produkt haben. Das Produktspektrum erstreckt sich dabei über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs, von der Entwicklung bis hin zu After-Sales-Prozessen, die durch passende Softwarelösungen unterstützt werden sollen.
Systeme sind daher in der Regel keine isolierten Produkte oder Dienstleistungen. Vielmehr geht es darum, die Wünsche und Bedürfnisse der verschiedenen Nachfrager und Stakeholder zu managen und industrielle Prozesse in Software abzubilden. Qualitätsziele sind daher: Zuverlässigkeit, Qualität und Sicherheit sowie Konnektivität zu anderen Systemen. Andere Anforderungen wie z.B. UX haben in diesem Bereich oft eine eher untergeordnete Priorität. Im Zweifelsfall spricht man eher von “Expertensystemen” und nicht von einem System für einen breiten Adressatenkreis.
Dies hat zur Folge, dass nicht jede “Bleeding-Edge”-Technologie in die Produkte einfließt und der Fokus auf etablierten Technologien mit einer gewissen Marktreife liegt. Durch die immer schneller werdende IT-Evolution verschiebt sich dieser Bereich zwar etwas nach vorne, ist aber noch weit von einer Start-up-Atmosphäre entfernt.
AIn diesem Bereich bin ich nun seit einigen Jahren tätig. Zuerst in eher kleineren Unternehmen, die IT-Projekte realisieren und vielen Einflüssen des sich verändernden Marktes ausgesetzt sind. Und jetzt in einem multinationalen Konzern mit komplexen Prozessen und direktem Produktbezug.
Was davon besser ist oder war, lässt sich so nicht sagen. Was man aber mit Sicherheit sagen kann, ist: Das Projekt steht und fällt mit dem Team, das es umsetzt. Auf der operativen Ebene macht es keinen Unterschied, welche Buchstaben auf dem Firmenschild stehen. Im Bereich der Finanzierung und des Managements mag das durchaus Auswirkungen haben, da hier etwas andere Kriterien im Vordergrund stehen, aber auf der operativen Ebene zählen Motivation, Engagement, Identifikation mit dem Produkt, die Bereitschaft gemeinsam zu lernen und der Anspruch an den eigenen Beruf.
Es gab Zeiten, da war es wichtig, ein Thema in möglichst kurzer Zeit umzusetzen, um den Gewinn zu maximieren, denn schließlich hing an dem Auftrag auch ein Preisschild. Das erste, was dabei auf der Strecke bleibt, ist die Qualität. Nicht die sichtbare, denn nach außen hin soll das Produkt natürlich den Anschein erwecken, dass es den Anforderungen entspricht, sondern eher die unsichtbaren Aspekte, die später zu riesigen Refactorings bis hin zu kompletten Neuentwicklungen führen, wenn das Produkt durch genügend viele Hände gegangen ist und niemand mehr versteht, was eigentlich in ihm vorgeht. Ab einem gewissen Punkt kann eine Neuentwicklung auch eine attraktive Chance sein, aber es wäre wünschenswert, dass es nicht so weit kommt.
Leider ist der Weg zu dieser Erkenntnis ein Prozess. Anfangs ist man ausreichend damit beschäftigt, Technologien und Werkzeuge zu bändigen, sodass der Blick für die besagten Aspekte sich erst im Lauf des Berufslebens ausprägt.
Für mich persönlich ist es wichtig, die Motivation an der Technologie nicht zu verlieren. Ich könnte mir nur schwerlich vorstellen, nur noch Excel-Tabellen auszufüllen und über Finanzierung zu diskutieren. Das sind auch alles wichtige Punkte, aber dort sehe ich nicht meine Schwerpunkte. Ich würde mich nicht dabei erwischen am Abend nochmal die super spannende Excel Tabelle mit den Finanzen durchzuschauen… irgendeinen spannenden Sachverhalt in der IDE auszuprobieren durchaus schon.
Dieser Grundsatz gilt egal ob agil oder klassisch, egal ob Cloud oder Legacy. Am Ende des Tages sollte man das was man tut gerne tun und sich darin wiederfinden können.
Nun aber genug über die eigenen Erfahrungen der Vergangenheit sinniert, auf zu anderen Themen im Blog: